Butzbach aus Finanznot in Erstarrung?
Weiße Flecken werden wohl weiter weiß bleiben
Am kommenden Montag ist es also soweit, alle politischen Parteien im Stadtparlament sind sich einig und Butzbach wird sein noch mit Schulden versehenes Hallenbad für mindestens 5,7 Mio EUR (Zuschüsse bereits abgezogen) sanieren dürfen. Neben der Mehrzweckhalle in Nieder-Weisel wohl das letzte Investitionsprojekt in Butzbach für die kommenden 15 Jahre. Jedenfalls meinte ein Stadtverordneter, in der Ausschusssitzung noch darauf hinweisen zu müssen, dass es die nächsten Jahre eng wird. Die Butzbacher dürfen sich also auf etliche magere Jahre einstellen. Nur, was bedeutet dies für die Bürger? Sie werden weder gefragt, noch haben sie eine Wahl. Nur ausbaden dürfen es die Bürger und dies im wahrsten Sinne des Wortes.
Aber ein Investitionsstau für die nächsten Jahrzehnte ist ja nicht weiter schlimm. Und dabei stehen ja doch nur so unwichtige Dinge an, wie Umsetzung verschärfter Brandschutzauflagen in öffentlich genutzten Gebäuden oder zwingend notwendige Sanierungen von Feuerwehgerätehäusern. Sollten sich hier in Zukunft die Gemüter erhitzen, weil einfach kein Geld mehr im Stadtsäckel für die Umsetzung wichtiger Maßnahmen da ist, so bietet dann wenigstens das Hallenbad Raum für eine Abkühlung.
Vielleicht sollte auch schon mal ein Wettbewerb ausgelobt werden, um einen neuen Slogan für die Stadt zu finden. Statt „Butzbach aus Tradition in Bewegung“ dürfte es besser heißen, „Butzbach aus Finanznot in Erstarrung“.
Aber wenigstens hat sich in den letzten Jahren im ganzen Stadtgebiet viel bewegt. Im ganzen Stadtgebiet? Nein, kleine weiße Flecken gibt es im Stadtgebiet, um die die Butzbacher Politik schon Jahre lang einen Bogen macht. Und was wird aus diesen Flecken in Zukunft? Während fast überall repariert und saniert wurde, schließlich über das Konjunkturpaket zusätzliche Mittel flossen, gibt es in Butzbach Stadtteile, in denen sich nichts bewegt hat, in denen nichts repariert und saniert wurde und die auch bei der Mittelvergabe aus dem Konjunkturprogramm links liegen gelassen worden sind.
Auf der anderen Seite wird gerade rechtzeitig vor der Wahl noch dort ein Dorfplatz eingeweiht, da ein renoviertes Bürgerhaus übergeben und hier noch ein Anbau der Öffentlichkeit vorgestellt.
Als Einwohner eines Stadtteils, in dem sich die letzten Jahrzehnte aus städtischer Sicht so gut wie nichts getan hat, wo das alte historische Backhaus – das einstige Schmuckstück im Dorfzentrum – langsam aber sicher immer weiter verfällt, wo Kindergarten und Feuerwehrgerätehaus den heutigen Ansprüchen bei weitem nicht mehr gerecht werden, wo das alte Dorfgemeinschaftshaus schon lange seine Funktion verloren hat, wo Vereine ihre Gebäude selbst haben bauen müssen und sich selbst um die Unterhaltung kümmern kann man schon neidisch auf die anderen Stadtteile blicken. Dabei ist es auch nur ein schwacher Trost zu wissen, dass neben Ebersgöns offensichtlich mit Fauerbach noch ein zweiter weißer Fleck auf der Karte der Stadtverordneten existiert. Immerhin hat es Fauerbach jetzt in die Dorferneuerung geschafft. Dort besteht also zumindest ein Fünkchen Hoffnung, dass sich die nächsten Jahre etwas bewegt.
Welche Perspektiven bietet die Butzbacher Politik aber Ebersgöns? Müssen die öffentlichen Gebäude hier erst ganz verfallen und das soziale Leben zum Erliegen kommen, bevor sich hier etwas bewegt? Wo sind hier die Konzepte und Ideen der Parteien, die jetzt wieder alle für das Stadtparlament kandidieren? Was wollen die Parteien diesen Bürgen sagen? „Tut uns leid, wie in den letzten 20 Jahren wird sich auch die nächsten 15 Jahre bei Euch nichts tun. Dafür kann man in Butzbach im Sommer wie im Winter baden gehen.“
Zusätzlich stellt sich die spannende Frage, wie überhaupt zukünftig mit den öffentlichen Einrichtungen verfahren wird. Die Bestrebung seitens der Stadt ist es ja wohl, aus Kostengründen die Anzahl ihrer Immobilien zu verringern. Wetten, dass dann in den Augen der Politik plötzlich die weißen Flecken richtig blinken und aus der Vergessenheit katapultiert werden?
Schade, dass sich alle Parteien einig waren und es keine Partei gab, die sich getraut hat, das Hallenbad mal in Frage zu stellen. Wie sagte mir mal ein Parteivertreter: „Butzbach kann sich das Hallenbad nicht leisten, aber wenn sich die Partei dagegen ausspricht, hätte sie bei den Wahlen keine Chance.“ Keine Chance bei Wahlen! Genau darum geht es. Es geht nicht um einen Wettbewerb der Ideen, um sachgerechte, zukunftsfähige und realistische Lösungen zu finden. Nein, es geht darum, Wahlen zu gewinnen. Wobei ich mich frage, warum es so erstrebenswert ist, wieder in ein Stadtparlament zu wollen, dem man selbst gerade für die nächsten Jahre jede größere Gestaltungsmöglichkeit nimmt.
Für die kleinen weißen Flecken im Butzbacher Stadtgebiet befürchte ich jedenfalls, dass mit diesen weitreichenden Entscheidungen der Butzbacher Politik diese weißen Flecken weiterhin weiß bleiben werden und sich aus Tradition dort weiter nichts wirklich bewegt.
Und liebe Kandidatinnen und Kandidaten für das Stadtparlament, wenn Ihr in den Tagen vor der Wahl wieder um unser Vertrauen und unsere Stimme werbt, dann sagt uns doch bitte, wo wart ihr für unseren Ort die letzten Jahre und was können wir als Stadtteil von Euch denn jetzt für die nächsten Jahre erwarten? Anzupacken gibt es in Ebersgöns jedenfalls genug!
Andreas Wilhelm