Opas später Frühling
Die Laienspielschar Ebersgöns spielt im März 2012 in Ewerschgieser Platt ein neues Stück
„Opas später Frühling“ heißt das neue Mundarttheaterstück, das die Laienspielschar 1947 Ebersgöns in unserer Mundart von Freitag, 16. März, bis Sonntag, 25. März, achtmal hintereinander in der Turnhalle des TSV 1919 Ebersgöns aufführt.
Eines ist gewiss: Das Publikum des Stücks wird reichlich Grund zum Lachen haben, denn Heiterkeit ist den ganzen Abend garantiert.
Die Komödie in drei Akten stammt aus der Feder von Jürgen Schuster. Aus dem Hochdeutschen wurde das Stück von den Schauspielern der Laienspielschar in den Ebersgönser Dialekt übertragen und gleich auf seine Humortauglichkeit getestet. Die Proben laufen. Das Ensemble ist mittlerweile von den Leseproben in den Vereinsräumen zum Bühnenspiel in die TSV-Turnhalle gewechselt, um das Stück Akt für Akt zu proben.
Das Ergebnis können die Freunde des herzerfrischenden mittelhessischen Dialekts und des ambitionierten Amateurtheaters am Freitag, 16. März, Samstag, 17. März, Sonntag 18. März, jeweils um 19.30 Uhr, am Dienstag, 20. März um 18.30 Uhr, Mittwoch, 21. März, Freitag, 23. März, Samstag, 24. März und Sonntag, 25. März, jeweils 19.30 Uhr, miterleben.
Zur Handlung: Der Altbauer Konrad Reichinger (Bernd Schindel) und sein Sohn Willi (Ulrich Kröck) machen sich Sorgen um den ledigen Enkel Christian (Pascal Rühl). Denn Christian, darüber spottet vor allem die bissige Schwiegertochter, kommt mit seiner tollpatschig schüchternen Art einfach zu keiner Frau. Da tauchen aus dem Nachlass der ortsbekannten Kräuterhexe plötzlich „Kräutertropfen“ auf. Die sollen Christian als Medizin verabreicht werden. Doch zu allem Unglück erwischt Opa Konrad das Glas … und sein später Frühling beginnt! – Lachen ist garantiert.
Es wirken mit: Konrad Reichinger – Bernd Schindel; Willi Reichinger – Ulrich Kröck; Anna Reichinger – Glorieta Vogel; Christian Reichinger – Pascal Rühl, der dem Ebersgönser Jugendtheater entstammt; Theres Schmidt – Annegret Jung; Martin Schmidt – Daniel Schmidt (ebenfalls Jugendtheater); Monika Schmidt – Frauke Schiffner (Jugendtheater); Traudl Spindler – Katja Jung; Pfarrer Stein – Manfred Daudert; Doktor – Christoph Arnold (Jugendtheater).
Souffleuse ist Petra Schindel. Frisur und Maske: Carmen´s Papilotte und Beatrix Zörb, Beleuchtung: Otfried Horn, Bühnenbau: Norman Wedemann und Jonas Heil.
Die Laienspielschar Ebersgöns besteht seit 65 Jahren, spielt in jeder Saison ein Stück und blickt damit auf eine lange Tradition zurück. Sie gehört zu den ältesten Dorfbühnen Hessens. Sie wurde 1947, zwei Jahre nach dem Krieg, mit viel Idealismus und unter großen organisatorischen Schwierigkeiten gegründet. Damals gehörte sie noch als Abteilung zum TSV Ebersgöns. Gründer war der Zahnarzt Siegfried Vinnai.
Die Geschichte der Laienspieltätigkeit in Ebersgöns reicht zurück bis ins Jahr 1922. Denn am 26. Februar 1922 veranstaltete der TSV Ebersgöns um 19.30 Uhr in der Gastwirtschaft „Zum Löwen“ einen Theater- und Tanzabend, wie aus einer zeitgenössischen Anzeige in der „Butzbacher Zeitung“ hervor geht. Auch in den Jahren danach gab es solche Theaterabende. Titel der aufgeführten Stücke lauteten: „Der Erbförster“, „Wieder daheim“ oder „Einer muss heiraten“ und „Im Rauchclub Glimmstängel“.
Anfangs der dreißiger Jahre ging das Interesse am Theaterspielen angesichts der schlechten wirtschaftlichen Situation spürbar zurück. Auch die vereinspolitischen Folgen der nationalsozialistischen Herrschaft machten sich bemerkbar. Der Zweite Weltkrieg beendete dann jede Bühnentätigkeit. Erst nach 1945 ging es wieder voran. Ab 1947 gab es die von Siegfried Vinnai gegründete Amateurtheaterbühne, die praktisch jedes Winterhalbjahr ein Stück einstudierte und in der Zeit zwischen Fastnacht und Ostern zur Aufführung brachte. Spielort war von Anfang an der Saal der Gastwirtschaft Seip („Zum Löwen“) in der Hauptstraße (heute: „Zum Weißen Stein“). Vereinzelt wurden Stücke auch bereits in der vereinseigenen Turnhalle des TSV Ebersgöns gespielt. Erst im Lauf des Jahres 1952 wurde aus der Laienspielschar ein eigenständiger Verein. Als Vorsitzender fungierte Richard Jung (Dorfname: „Späise Richard“), der auch viele Jahre fest zum Bühnenensemble gehörte. Auf ihn konnte man immer zählen.
Ihn löste als Vorsitzender im Jahr 1989 der Ebersgönser Horst Brenner ab, dem es gelang, die Laienspielschar stetig weiterzuentwickeln. 1994 schloss die Gastwirtschaft „Zum Löwen“ ihre Pforten, so dass ab der Spielzeit 1995 die Turnhalle des TSV Ebersgöns Spielstätte des Amateurtheaters wurde.
Erstes Stück in der Turnhalle war die Aufführung von „Zwei Herren spielen Dame“. Alle sieben Vorstellungen waren ausverkauft. Im heimischen Ebersgönser Dialekt spielt die Laienspielschar seit dem Jahr 1987. Die Anregung stammte von der Aktiven Doris Schütz. Erstes Dialekt-Stück war die „Speannstubb“ („Die Spinnstube“), verfasst von Ewald Wilhelm, einem äußerst verdienten Aktiven, aus dessen Feder viele Sketche, aber auch „Der große Brand“, das Stück zum 50-jährigen Bestehen der Laienspielschar stammen.
„Der große Brand“, Ewald Wilhelm schrieb jedem Mitwirkenden eine Rolle „auf den Leib“, wurde als ein sehr ergreifendes Stück im Rahmen der Feiern der 800-Jahrfeier von Ebersgöns aufgeführt. Der komplett im Dorfdialekt gehaltene Dreiakter beschäftigt sich mit den Folgen der verheerenden Ebersgönser Feuersbrunst im Jahr 1776.
Ewald Wilhelm, der viele Jahre ein Maler- und Anstreichergeschäft in Ebersgöns führte, dessen ganze Familie die Liebe zum Theaterspielen pflegte und der mit der Bevölkerung immer eng verbunden war, gehört zu den treuesten Mitgliedern der Bühne. Er begann seine Laufbahn als junger Mann von 20 Jahren im Jahr 1947 und war bis zum „großen Brand“ noch aktiv. Er gehörte dem Ensemble 50 Jahre lang an und war bis vor kurzem noch als „Regieassistent dabei.
Seit dem Tod von Horst Brenner ist Edgar Tögl der Vorsitzende des Ensembles, auch er spielt schon Jahrzehnte mit und gehört zu den erfahrensten Mitgliedern des gesamten Ensembles. Seit der Gründung eines Jugendtheaters vor wenigen Jahren durch Corina Wedemann und Norbert Zörb verfügt die Laienspielschar über eine stattliche Nachwuchsabteilung und ein reiches Reservoir für die Erwachsenenbühne. Alle Akteure eint die Liebe zum Theaterspielen und die Freude am mittelhessischen Dialekt. Die Sprache der Heimat zwischen Butzbach, Wetzlar und Gießen scheint ein wahrer Jungborn zu sein. (dö)