Lindenbaum durch Bruch und Pilzbefall schwer geschädigt

Der beschädigte Lindenbaum

Der beschädigte Lindenbaum

(PM Wetteraukreis) Der alte Lindenbaum an der Kreisstraße zwischen Pohl-Göns und Ebersgöns ist vergangene Woche auseinandergebrochen.

Der Baum ist als Naturdenkmal geschützt und fällt somit in die Zuständigkeit des Wetteraukreises.

„Um die Verkehrssicherheit wieder herzustellen, ist ein starker Rückschnitt erforderlich“, sagt Landrat Joachim Arnold. Voraussichtlich werden die Arbeiten Anfang der kommenden Woche ausgeführt.

Alter Schneitelbaum

Lindenbaum - Ansicht von der Straße

Lindenbaum – Ansicht von der Straße

Bei der Linde handelt es sich um einen alten Schneitelbaum, dessen Austriebe früher als Viehfutter und Einstreu jährlich abgeschnitten wurden. Deshalb wächst die Linde so buschig und wild, sie wurde zu einer markanten Landmarke an der Straße. Nach dem Abbruch eines Teils der Krone und des Stammes hat die Fachstelle Naturschutz und Landschaftspflege des Wetteraukreises den Baum begutachten lassen. Demnach muss die Krone etwa auf die Höhe der alten Kappungsstelle zurückgesetzt werden. Dies diene sowohl der Verkehrssicherheit, es schütze aber auch den Baum davor auseinanderzubrechen. Problematisch ist der Befall mit einem aggressiven Pilz. Ortsbeirat und Stadt wurden über den Sachverhalt informiert.

Schneitelbäume – eine Rarität in der Wetterau

Im Vordergrund die von der Laienspielschar gepflanzte Linde

Im Vordergrund die von der Laienspielschar gepflanzte Linde

Das Schneiteln ist eine uralte Kulturtechnik und diente der Futtergewinnung, die über Jahrtausende praktiziert wurde. In der Schneitelwirtschaft wurden im Sommer jüngere Äste und Laub vom Baum geerntet und als Winterfutter, aber auch für andere Zwecke getrocknet, so etwa die Weiden, deren Ruten zur Herstellung von Körben genutzt wurden. Fachleute sehen die Rinde und das Laub der Bäume als sinnvolle Ergänzung des winterlichen Speiseplanes, insbesondere von Ziegen und Schafen, aber auch von Pferden. Die Schneitelwirtschaft hat spätestens mit dem Ende des zweiten Weltkrieges in der Wetterau ihr Ende gefunden. Die Linde bei Ebersgöns ist eine der wenigen Schneitelbäume, die es noch in der Wetterau gibt. In Norddeutschland gibt es noch ganze Hainbuchen-Schneitelwälder, die durch pflegerische Maßnahmen als Kulturzeugnis erhalten werden. Die Ebersgönser Linde würde sicherlich in einem besseren Zustand sein, wenn sie regelmäßig geschneitelt worden wäre.