Handwerk, Geschäfte, Wirtshäuser „ean Brandewoih“ – Dialektführung mit Werner Reusch

Bild der Spirituosen

Edelobstbrände, Edelliköre „ean Eawerschgieser Brandewoih“ konnten im Anschluss an die Führung probiert werden.

Am Sonntag, den 06. Mai hatte die Stadt Butzbach zu einer besonderen Führung mit dem Ebersgönser Heimatforscher Werner Reusch nach Ebersgöns eingeladen.

Treffpunkt war am alten Leiterhaus (heutige Bushaltestelle) an der Ecke Borngarten Straße / Zum Weißen Stein.

Werner Reusch ging bei diesem Rundgang durch den alten Ortskern von Ebersgöns zunächst auf die Rechte der Einwohnerschaft in früheren Zeiten ein.

Damals wurde im Ort streng unterschieden wer eigenes Land, bzw. ein Wohnhaus besaß und somit ein örtlich begrenztes Gewohnheitsrecht. Es gab aber auch Menschen als mittel- und landlose Pächter, Juden, Tagelöhner, Knechte und Mägde. Dies waren sogenannte Beisassen. In der Regel lebten oder wohnten sie zur Miete bei ihrem Dienstherrn in einer Gesindestube unter dem Dach, oder sie „hausten“ in einem Anbau über den Viehställen. Diese Personen hatten nicht alle Gemeinderechte, und den Nutzen eines Dorfes nur in eingeschränktem Maße. Wollten sich damals geldlose Knechte oder liederliche Personen die nichts für das Gemeindewohl beitragen konnten in Ebersgöns sesshaft machen, wurden sie abgewiesen.

Dagegen waren redliche Handwerker wie zum Beispiel der Pumpenmacher, Wagner, Schmied oder ein „Säuschnirrer“ (Schweineschneider) willkommen. Ebersgöns hatte einst u.a. drei Gaststätten, fünf Lebensmittelgeschäfte, zwei Metzgereien, ein Bauunternehmen, eine Kohlehandlung, ein Weißbindergeschäft und am Ortseingang die Firma Stahlvogel.

Vor den Anwesen, in denen einst Geschäfte, bzw. Handwerker tätig waren, wurde bei dieser Führung Halt gemacht, die Tätigkeiten der Unternehmen erläutert und so manche Anekdote erzählt.

Es gab über viele Jahre im Ort einen Arzt, einen Zahnarzt und wer „Lichthörner“, (Hühneraugen) hatte, der wurde in Ebersgöns von dem Schuster Johannes Meser „behandelt“. Wirtshäuser sind in Ebersgöns seit über 200 Jahren nachweisbar.

In den Gaststuben wurde bis etwa 1920 überwiegend „Brandewoih“, also selbstgebrannter Schnaps ausgeschenkt.

Und wie ein echter guter „Brandewoih“ schmeckt, dazu hatten die Besucher nach der Führung beim alten „Eawerschgieser“ Backhaus Gelegenheit.

Es wurde ausgeschenkt in Originalschnapsgläsern aus der Zeit von 1900.

Außerdem gab es: Quittenbrand, Williams Birnenbrand, echter Himbeergeist, Walnusslikör, Schwarzer Johannisbeerlikör, Quittenlikör, Williams Birnenlikör.

Lebensmittelgeschäft ZerlikLebensmittelgeschäft Zerlik

Die Aufnahme von etwa 1950 zeigt den kleinen Lebensmittelladen von Friedrich Zerlik im Anwesen Zum Weißen Stein 24. Das Geschäft war dort von etwa 1950 bis 1965 notdürftig im Stall hinter der Waschküche im Hof eingerichtet. Fritz Zerlik stammt aus Landeck, Bezirk Tepl. In der Bildmitte Fritz Zerlik, rechts Schwiegersohn Reinhard Jung, links Schwiegersohn Walter Hartmannshenn.

Bild einer alten DreschmaschineDreschmaschine

Im Jahr 1964 war das letzte Mal in Ebersgöns die Dreschmaschine im Einsatz. Diese Aufnahme ist 1948 ist Hof von „Späiße“, einst Familie Jung, Zum Weißen Stein 22 entstanden. Oben auf der Dreschmaschine steht in der Mitte Karl Jung, Vater von Richard Jung, und rechts neben ihm Theresia Schnabel.

 

 

Gaststätte „Zum Löwen“

Gaststätte Zum LöwenDiese Aufnahme mit dem Dorfweiher, der „Weher“ und der Gaststätte „Zum Löwen“ ist um 1910 entstanden. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Wirtsstube noch im Untergeschoss des Wohnhauses. Im Nebengebäude befindet sich der Saal, rechts am Bildrand das Anwesen von „Moaglersch“, heute Familie Teichmann. Links das Anwesen von „Onne Sch’oamegirre“ wurde um 1937 abgerissen.

(Bilder: Werner Reusch)