Reste einer Germanensiedlung in Ebersgöns entdeckt

Erschließung des neuen Baugebietes in Gefahr

Wallstein zur Grenzbefestigung

Wallstein zur Grenzbefestigung

Bei ersten Vermessungsarbeiten auf dem Gebiet des neu ausgewiesenen Baugebietes am östlichen Ortsrand von Ebersgöns staunten die Beschäftigten des beauftragten Vermessungsbüros nicht schlecht. Bei ersten Arbeiten zur Vermessung des Gebietes stießen sie auf offensichtlich historisches Werkzeug und Reste von alten Grundmauern und Befestigungsanlagen.

Sie stellten die Arbeiten sofort ein und informierten den Leiter des Butzbacher Museums, der gegen Ende des letzten  Jahres in Ebersgöns noch einen Vortrag zur Ebersgönser Geschichte gehalten hatte. Diese Geschichte wird er zukünftig um ein weiteres Kapitel erweitern müssen.

Gebrannter Ziegelstein

Gebrannter Ziegelstein

Nach ersten archäologischen Voruntersuchungen stammen die Funde nicht, wie zunächst erwartet, von den Römern, sondern von den Germanen. Offensichtlich hatte sich in Ebersgöns unweit des römischen Limes ein germanischer Stamm niedergelassen. Und im Gegensatz zu den Holz- und Lehmbauwerken auf der römischen Seite des Limes waren sie ihrer Zeit voraus und nutzen bereits gebrannte Ziegelsteine, deren präzise Ausführung für die damalige Zeit selbst die heutigen Experten in Erstaunen versetzt.

Germanisches Grabwerkzeug

Germanisches Grabwerkzeug

Auch sind erste Werkzeuge entdeckt worden. So gehört zu den Fundstücken ein mit einem besonderen Zeichen versehener Spaten. Noch haben die Experten keine eindeutige Klarheit, warum der Spaten in der Mitte eine Öffnung aufweist. Erste Vermutungen gehen davon aus, dass es sich um ein besonderes Stammeszeichen handelt. Die ursprüngliche Annahme, dass das Loch entstand, weil damit auf den Helm eines römischen Soldaten eingeschlagen worden ist, wurde ob der geraden, sauberen Kanten schnell wieder verworfen.

Der Fund bedeutet natürlich auch, dass das Baugebiet damit zunächst nicht wie geplant zeitnah erschlossen werden kann. Wegen der besonderen Bedeutung des Fundes  – in Butzbach und Umgebung gibt es bisher nichts Vergleichbares – wurde das Hess.  Amt für Denkmalpflege einbezogen, die das Gebiet zunächst sichern und die weiteren Ausgrabungen vorbereiten werden.

In einer ersten Reaktion der Stadtverwaltung wurde zwar bedauert, dass sich die Erschließung des Baugebietes und die damit erwartete positive Wirkung auf den städtischen Haushalt zunächst auf unbestimmte Zeit verzögern wird. Allerdings wird auch bereits überlegt, ob der Fund nicht auch touristisch genutzt werden kann. So wird beispielsweise daran gedacht, zum  Limesradweg als Alternative einen Germanenpfad zu schaffen.